Die Technik hinter OASIS: Wie funktioniert das Spielersperrsystem wirklich?

Der ein oder andere ist damit vielleicht schon in Berührung gekommen, viele andere Menschen in Deutschland haben von OASIS bisher nur gehört. Dabei gibt es das Spielersperrsystem der Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder schon seit 2021. Was genau hinter diesem Enigma steckt, erklären wir im folgenden Artikel.
Online Casinos gibt es in Deutschland und vielen anderen europäischen Ländern schon seit dreißig Jahren. Sie sind die digitalen Nachfolger der traditionellen Spielbanken, in denen wir schon seit mehreren Jahrhunderten gerne spielen, pokern und wetten. Aber die Glücksspielwelt ist schon lang nicht mehr die, die sie damals war.
Ein Blick ins Innere
Also, was macht OASIS eigentlich und wofür steht es? Das Akronym soll soviel wie “Online Abfrage Spielerstatus” heißen und wer bei diesem Titel den Kopf schüttelt, ist nicht allein. Kein Wunder also, dass eine knackige Abkürzung her musste.
Die technische Aufgabe von OASIS ist, herauszufinden, ob ein Mensch im System gesperrt ist. Und da hört es auch schon wieder auf, denn OASIS interessiert sich nicht dafür, wie viel ein Spieler spielt, wie viel er gewinnt oder verliert, welche Spiele er spielt oder gar wie er heißt. Stattdessen steht dort nur eine Nummer und ein klares Ja oder Nein, das sagt, ob der Spieler gesperrt ist oder nicht.
Es handelt sich also quasi um ein Abfragesystem, das zentral agiert und im Regierungspräsidium Darmstadt unterkommt. Und wer auf der Liste von OASIS erscheint, muss mit Konsequenzen rechnen, denn kaum ist man drauf, kommt man nicht mehr in die deutschen Casinos rein.
Kein Wunder also, dass viele Deutsche trotz der Regulierung, oder vielleicht gerade wegen ihr, auf die besten Online Casinos ohne OASIS zurückgreifen, und bei ihnen ganz ohne Einschränkung und überhaupt mit weniger Regeln spielen.
Aber wie landet man eigentlich auf der Liste von OASIS?
Die technischen Grundlagen des Systems
Es gibt zwei Wege, über die ein Spieler durch OASIS gesperrt werden kann und den Zugang zu den deutsch lizenzierten Online Casinos verliert.
- Die Selbstsperre entsteht auf Wunsch des Spielers selbst, also zum Beispiel, wenn er den Eindruck hat, dass er den Überblick über sein Spielverhalten verliert oder vielleicht mehr auf den Plattformen ausgibt, als ihm lieb ist.
- Die Fremdsperre kann zum Beispiel durch die Plattformen selbst, aber auch durch Familienmitglieder erfolgen und sperrt den Spieler genauso wie die, die er sich selbst verhängt.
Gibt es einen solchen Eintrag im Register erst einmal, verfällt der Zugang zu den deutschen Casinos, denn jeder Anbieter, bei dem man spielen kann, muss vor dem Beginn eine Anfrage an OASIS stellen und sich so vergewissern, dass der Spieler nicht gesperrt ist.
Technisch basiert OASIS auf einer gesicherten Schnittstelle, über die Glücksspielanbieter in Echtzeit mit der zentralen Datenbank kommunizieren. Die Daten, die für diese Abfrage übermittelt werden, umfassen Name, Geburtsdatum und gegebenenfalls Ausweisdaten. Verschlüsselung via TLS-Protokoll sorgt für die Sicherheit, die Abfragen selbst dauern meist nur wenige Millisekunden.
Damit das System stabil funktioniert, wird es auf leistungsfähigen Servern betrieben, die mit Load-Balancern und redundanter Infrastruktur abgesichert sind. Die Zugriffskontrolle erfolgt über ein gesichertes VPN, das jedem Anbieter individuell zur Verfügung gestellt wird. Alle Anfragen werden protokolliert und können im Nachhinein datenschutzkonform nachverfolgt werden.
Die Frage um die Sicherheit
Datenschutz steht im Zentrum der technischen Umsetzung von OASIS. Da es sich um besonders sensible Daten handelt, wird jeder Zugriff protokolliert und streng kontrolliert. Der Hessische Datenschutzbeauftragte überprüft regelmäßig die technischen Standards und sorgt dafür, dass keine Daten zweckentfremdet oder unbefugt gespeichert werden.
Trotzdem kommt es vereinzelt zu technischen Problemen: Etwa dann, wenn ein Anbieter fehlerhaft an das System angebunden ist oder die Systemlast sehr hoch ist. Auch bei ähnlich klingenden Namen oder fehlerhaften Eingaben kann es zu falschen Sperranzeigen kommen. Diese Herausforderungen sind bekannt, die Lösungen bislang aber punktuell.
So ausgereift das System in Deutschland auch ist, es endet an der nationalen Grenze. Anbieter mit Lizenzen aus Malta, Curaçao oder Gibraltar müssen sich nicht an OASIS anschließen. Deshalb gibt es nach wie vor Online Casinos ohne OASIS, die für deutsche Spieler zugänglich sind, trotz aktiver Sperre.
Technisch ist das leicht erklärbar: Ohne deutsche Lizenz gibt es keine Pflicht zur Anbindung. Deshalb umgeht jeder, der sich auf einer solchen Seite anmeldet, das Sperrsystem vollständig.
Um den Zugriff auf solche Plattformen zu verhindern, setzt man in Deutschland teils auf sogenannte IP-Blockaden oder Zahlungsbeschränkungen. Dabei sollen Websites nicht aufrufbar sein oder Zahlungen via Kreditkarte oder Sofortüberweisung blockiert werden. Doch diese Maßnahmen greifen nur bedingt, denn viele Anbieter nutzen Mirror-Seiten oder alternative Zahlungsmethoden wie Kryptowährungen oder E-Wallets.
Auch VPNs machen es einfach, geographische Sperren zu umgehen. Ein effektiver Schutz ist also nur durch internationale Kooperationen oder neue, intelligentere Systeme möglich, die nicht allein auf Blockaden setzen, sondern auf Verhaltenserkennung und freiwillige Spielkontrolle.
OASIS als System mit Stärken und Grenzen
Dass OASIS wirkt, zeigen die Zahlen: Laut Angaben des Regierungspräsidiums Darmstadt waren bis Ende 2023 mehr als 150.000 Personen gesperrt – eine Zahl, die deutlich über den Prognosen lag. Eine aktuelle Studie bestätigt die Wirksamkeit, weist aber auch auf die Grenzen hin: Der Schutz endet dort, wo der deutsche Rechtsraum endet.
Für eine bessere Regulierung wäre eine EU-weite Lösung sinnvoll. Erste Ideen dazu, etwa ein europaweites Sperrsystem oder gemeinsame Standards mit anderen Lizenzbehörden, wurden bereits in einem internen Dokument der EU-Kommission 2024 skizziert. Noch sind das Zukunftsvisionen, doch der Handlungsdruck wächst.
Ein smarteres System könnte auf künstlicher Intelligenz basieren, die riskantes Spielverhalten frühzeitig erkennt und individuell eingreift. Auch Blockchain-basierte Ansätze, die Sperren dezentral speichern und von verschiedenen Staaten gemeinsam verwalten lassen, werden diskutiert.
Zudem wäre eine stärkere Einbindung der Spieler wünschenswert. Warum nicht ein System, das individuelle Sperren nach Uhrzeit, Einsatzlimit oder Spielkategorie erlaubt? Technisch ist all das möglich. Was fehlt, sind Schnittstellen, Standards und der politische Wille zur Umsetzung.